Wild Going Sistas

5 Persönlichkeiten, 5 Weltansichten, 5 alltägliche Katastrophen ... was man aus Freundschaft alles machen kann!

Samstag, August 18, 2007

Von Kindern und Gestalten...

Wenn einen das Heimweh packt und man zu den Wurzeln seiner Jungend zurück möchte, bietet es sich manchmal an die Stätte derselben aufzusuchen um die Spuren auf dem Weg des Erwachsenwerdens aus zeitlichem Abstand noch einmal zu betrachten...
Kurz ich bin ins Saarland gefahren. Schon das dürfte bei den meisten Lesern ein Stirnrunzeln hervorrufen- denn sich öffentlich dazu zu bekennen in den Teil der Republik zu fahren, der just an diesem Wochenende fünfzig Jahre bundesdeutsche Zugehörigkeit feiert, grenzt eher an den selbstgewählten ruflichen Freitod, als an etwas das man in der Öffentlichkeit kundtut.
Nun möchte ich nicht über das sehr beschauliche Örtchen berichten, in dem ich aufgewachsen wurde, sondern wende mich eher dem urbanen Thema zu. Der Kreisstadt, der NAchbarstadt, der Stadt in der ich meine höhere Schullaufbahn absolvierte und die Stadt, die früher sicherlich anders (die Saarländer sagen: andasta) war als heute...

Immerhin eine Stadt mit Geschäften und großen (auch skandinavischen Bekleidungs-) Kaufhausketten. Das genau war Ziel und Begehr meiner kurzen Reise. Doch wenn ich sage, dass es früher besser war (alles war früher besser) , kann sich nur der außergewöhnlichste, kreative Phantast vorstellen, wie die Stadt heute aussieht.
Auch wenn sich äußerlich in den letzten 20 Jahren wenig geändert hat, so stellt man nach einem Blick in die Gesichter fest, dass sich dort einiges geändert hat. Auch wenn man von der fremdländischen Sprache, die nur Eingeweihte nach einigen Jahren Eingewöhnung ansatzweise verstehen können, zunächst von den Gesichtern abgelenkt wird, eröffnen sich nach kurzer Zeit und einem zweiten Blick die Welten der Vergangenheit. Und man fängt an zu rechnen.. Ist die Zeit der Trümmerfrauen nicht schon vorbei? Furchen und Augenringe, sind verpackt in den Kleidern der imperialistischen Kaufhauskette, die diesmal den Namen einer Nordamerikanischen Metropolstadt trägt. Die gebäugte Haltung weißt auf die jahrzentelange Unterjochung durch den saarländischen Bergbau hin und auch die Wurstpralinen (ES GIBT WIRKLICH WURSTPRALINEN IM SAARLAND) vermögen kein zahnloses Lächeln auf die Gesichter der Einwohner zu zaubern. Vielleicht dürfen sie sie nicht essen aus religiösen oder medizinischen Gründen... Vielleicht sollten die Pralinen nicht aus Schwein sein um in der gewandelten Bevölkerungsstruktur des Kreisstadt Abnehmer zu finden....

Nur wenige schaffen den Ausstieg. Gegen die Stadt meiner Jugend ist Landau, Mekka, El Dorado und Paradies in einem. Es wundert mich, dass nicht ein Stern regelmäßig meinen Weg zurück leuchtet. Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein....
Ich gehe zurück zu meinem Auto. Die Schultern hängen und im Auge glänzt eine Träne.
Machs gut du Stadt. Ich hatte damals echt Spaß mit dir.....